Hans Schreiner hat bei den Erdinger Genossen schwer gepunktet. In seiner Vorstellungsrede vor der Kreisdelegiertenversammlung der SPD Erding im Saal des Erdinger Weißbräu konnte der gemeinsame Landratskandidat der Freien Wähler, der Grünen und der SPD und aktuelle Bürgermeister der Gemeinde Bockhorn mit seiner überlegten umsichtigen Art die Sympathien aller 48 SPD-Delegierten gewinnen.
Nach einer kurzen persönlichen Vorstellung seiner Vita ging Schreiner auch gleich in medias res. Erfreut zeigte er sich zunächst darüber, dass er als Kandidat ernst genommen würde, und bestätigte den gespannten Zuhörern, dass er es auch ernst meine. „Es geht um die Demokratie. Und Demokratie verlangt nach ernst zu nehmenden Kandidaten“. Weiter sagte er, auf das Modell der Unterstützung durch drei Parteien eingehend, dass man gemeinsam stärker sei. Die Gesellschaft verändere sich aktuell sehr stark und verlange von der Politik neue Lösungsansätze. Er könne für sich versprechen: „Ich werde zuhören!“ Derzeit dominiere im Landkreis Erding eine Person den Landkreis komplett, und zwar auch in vermeintlichen Kleinigkeiten. In seinem Gemeinderat seien alle gleich, jeder habe mal eine gute Idee und darf sich einbringen, im Kreistag mache er diese Erfahrung nicht. Dort würde die politische Gemeinschaft einfach missachtet, es ginge nur um Machterhalt und Machtausbau und nicht um die Sachverhalte. Das wolle er ändern, und dafür trete er an. Für offene Diskussionen und für eine vernünftige Politik im Landkreis Erding.
In seiner engagierten und teilweise auch emotionalen Rede ging Hans Schreiner weiter auf drei seiner Themenschwerpunkte näher ein. Das Thema Verkehr beschäftige ihn sehr, da es eine immens große Bedeutung für alle habe. Eins sei klar, so wie bisher könne es nicht weitergehen, wir brauchen andere Konzepte. Das Auto kann in einem ländlichen Landkreis wie Erding natürlich nie ganz weggedacht werden, es bedeute einfach eine große Freiheit, aber vielleicht könne zugunsten öffentlicher Verkehrsmittel auf ein 3. Auto verzichtet werden. Dann sei eine Voraussetzung aber, dass der ÖPNV funktioniere, zuverlässig funktioniere. „Das kostet Geld, aber wir müssen die CO2-Bilanz im Auge behalten“, resümierte Schreiner.
Ein zweiter großer Themenkomplex sprach der Landratskandidat die Trägerschaft des Klinikums Erding und der Klinik Dorfen an. Ein Kreiskrankenhaus wirtschaftlich zu betreiben sei so gut wie unmöglich, vor allem, wenn man viele Bereiche abdecken wolle. Eine Kinderabteilung sei zwar in Wahlkampfzeiten für alle Eltern eine gern gehörte Aussage, aber sehr unrealistisch. Eine Grundversorgung hingegen sei sehr wichtig, aber niemand könne ernsthaft versprechen, wir könnten im Landkreis Erding alles haben, und zwar in Erding und in Dorfen, das sei nicht ehrlich. Der Kreistag müsse jetzt Entscheidungen über Millionen-Ausgaben treffen, ohne die medizinische Fachkenntnis dafür zu besitzen. Das sei gefährlich, finanziell gefährlich.
Zum Thema Digitalisierung an Schulen hatte er eine klare Meinung, sie sei wichtig und die Kinder brauchen diese Fähigkeiten, um auf ihr Berufsleben vorbereitet zu werden, aber seiner Meinung nach müssten die Kinder unbedingt auch noch lernen, anständig zu schreiben, an einer Tafel, die natürlich auch digital sein könne. Das Thema CO2-Bilanz werde uns einholen und unser Leben und den Lebensstil komplett verändern. Eine Patentlösung habe noch niemand, aber unsere Aufgabe sei es, ein Bewusstsein zu schaffen, dass es so nicht weitergehen kann. Die Menschen müssten bescheidener werden, das wird schwer, aber es sei der einzige Weg, wie wir unseren Kindern eine halbwegs lebenswerte Welt hinterlassen könnten. „Unser ganzes Tun ist dem Gemeinwohl verpflichtet, ob wir als Politiker arbeiten oder als Bürger leben, das Wichtigste ist soziale Gerechtigkeit und somit sozialer Frieden.“ Unser Ziel müsse sein, diesen sozialen Frieden bei einer gleichzeitig wachsenden Bevölkerung aufrecht zu erhalten. Mit diesem wichtigen Appell beendete Schreiner seine halbstündige Vorstellung und bat um die Unterstützung der Erdinger Genossen, die mit einem langen Applaus die einzig richtige Antwort gaben.
Kreisrätin Gertrud Eichinger bezeichnete Schreiner als „Eisbrecher“, der bestehende Strukturen aufbrechen und dadurch eine neue Dynamik in den politischen Prozess im Landkreis bringen könne. „Und dann schauen wir mal, wieviel wie dann bewegen können“, war ihr durchaus provokantes Resümee. SPD Kreisvorsitzender Martin Kern war es noch wichtig, klarzustellen, dass es sich bei dem Dreierbündnis für den Landratskandidaten keineswegs um eine Anti-Bayerstorfer-Allianz handele, sondern um eine Allianz für einen anderen Politik-Stil, ein anderes Miteinander und andere Umgangsformen. Kreisrätin Nicole Schley bestätigte die Beschreibung Schreiners über die Arbeit im Kreistag. Es sei unerträglich, wie dort Politik gemacht würde und an ihre Parteikollegen gewandt. „Wir dürfen nicht schweigen, wir haben etwas zu sagen und wir haben auch das Recht, gehört zu werden!“
Die SPD Erding werde nun in mehreren Workshops in den kommenden Wochen ihr Programm erarbeiten, das sich stark an den 17 Zielen der UN für Nachhaltigkeit orientiere. Man höre die Signale, die Fridays for Future Proteste und wolle die jungen Menschen auch einbinden in den weiteren Prozess, denn es ist ihre Welt, die wir gestalten wollen, war Ulla Dieckmann, SPD-Frakionssprecherin im Kreistag, wichtig.