Das was das Bayerische Familienministerium in den schönsten Worten als „zukunfts-starke Familienpolitik“ beschreibt, ist eine Kapitulationserklärung vor dem Fachkräfte-mangel. Der Mangel wird zum Standard erhoben. „Wir als SPD fordern seit vielen Jah-ren, in Ausbildung und Arbeitsbedingungen der Pädagogen und Pädagoginnen zu in-vestieren – zum Wohle unserer Kinder. Die schwarz-orange Koalition hat sich unseren konstruktiven Verbesserungsvorschlägen jahrelang verweigert.“, sagt die Vorsitzende des Sozialausschusses und SPD-Betreuungsabgeordnete Doris Rauscher. Sie kritisiert, dass Ministerin Scharf an der so wichtigen frühkindlichen Bildung die Axt anlegt. Grund sind die jüngsten Vorgaben des Familienministeriums zur Kinderbetreuung. In der „Mini“-Kita ist es möglich, dass mehr Kinder durch weniger Fachkräfte betreut werden. Bei der Großtagespflege können nun 15 statt 10 Kinder durch eine Fachkraft versorgt werden. In so genannten „Einstiegsgruppen“ könne „auch die Oma betreuen oder jemand, der den Job gerne macht“, wie es Ministerin Scharf umschreibt. In einem Crashkurs von wenigen Tagen können sich Quereinsteiger zur Assistenzkraft qualifizie-ren. - All diese Maßnahmen mögen vielleicht die Träger von Betreuungseinrichtungen entlasten, da mehr Kinder durch weniger Fachkräfte versorgt werden können. Auf der anderen Seite wird die Qualität der Betreuung sinken und die Belastung des Fach-personals weiter steigen. Bisher sind diese Konzepte bis Sommer 2024 befristet. Doch woher sollen in zwei Jahren all die Fachkräfte, die schon jetzt fehlen, kommen? Nach Medienberichten weiß das Mi-nisterium von Frau Scharf nicht einmal wie hoch der Bedarf an Pädagoginnen und Pä-dagogen die nächsten Jahre sein wird. Die Gewerkschaft Verdi kommt zu dem Schluss, dass aktuell bereits rund 6 000 Fachkräfte fehlen. Der Bedarf für die nächsten Jahre wird also um ein vielfaches höher sein. Es wäre also dringend an der Zeit für bessere Arbeits-bedingungen bei Erzieherinnen und Erziehern, eine bessere Bezahlung sowie für multi-professionelle Teams mit beispielsweise Logopäden und Musiktherapeuten zu sorgen, um neue Beschäftigte für das Berufsfeld zu interessieren und die zurückzuholen, die aus dem Beruf ausgestiegen sind. Die Lösung ist nicht, den Beruf noch weniger attraktiv zu machen, wie dies die Ministerin mit ihren Ankündigungen gerade tut.
Martin Kern
Vorsitzender SPD Landkreis Erding